Einmal machten wir eine Fotoserie für die Volks- und Raiffeisenbanken, die eine Plakataktion geplant hatten und jeweils zwei Fotos gegenüberstellten: Damals und heute. Für ein Motiv fuhren wir in ein Küchenstudio und fotografierten eine ganz moderne High-Tech-Küche. Die Küche in den 50er Jahren wurde bei uns im Studio aufgenommen. Ein Fotobauteam kam zu uns ins Studio und baute mit zwei Holzwänden eine Ecke im Raum auf, die dann mit einer Blümchentapete versehen wurde. Aus einer ganzen Halle mit Requisiten wurde eine alte Küchenbank in die Szene gebaut, ein Küchentisch und ein Eisschrank geholt und ein paar Pflanzen und ein altes Radio in den Aufbau dekoriert. Dann kam das Model und bekam von der Maske ein Blümchenkleid und eine Schürze, von der Stylistin eine komische 50er Jahre Frisur und wurde von der Visagistin hergerichtet. Bei diesem Job sollte das Model mit einer alten Kaffeemühle in der Szene stehen und Kaffee mahlen.
Ich als Assistenzfotograf bereitete Licht und Kamera vor und als alles bereit war, machte ich ein Polaroid von der Szene. Damit konnte man ein Testbild erstellen, das man sich sofort ansehen konnte, um zu sehen: Stimmt das Licht, stimmt die Belichtung. Das war die Voraussetzung für ein gutes Endresultat, denn zu dieser Zeit wurden 98% aller Sachen auf Dias fotografiert. Dias hatten im Gegensatz zu Negativfilmen einen sehr schmalen Belichtungsspielraum. Sobald das Motiv und die Küche ein bisschen überbelichtet war, wurden die Farben im Dia sofort ausgewaschen oder man belichtete die Szene unter und das Bild soff ab.
Also machte Jan fünf bis zehn Polaroids, wir verrückten ein paar Lampen, er passte die Blende und die Belichtungszeit entsprechend an, bis er schließlich sagte: »So. So ist das okay. Wir fangen an.«
Dann kam die Kleinbildkamera mit den Dia-Filmen zum Einsatz und der Job wurde mit der ermittelten Blende und Belichtungszeit durchfotografiert, während die Stylistin ständig um das Model herumsprang, das Outfit abänderte und das Make-Up ausbesserte. In 10 Minuten war so ein Film mit 36 Bildern durch und bei so einem Shooting wurden dann mal so 10 bis 15 Filme hintereinander runtergeballert, bevor ich sie dann ins Labor fuhr.